Eines Morgens schreckt Fritz hoch. Geweckt von einem Brummen, Vibrieren und Beben. Er stürzt zum Fenster, um nach der Quelle der ungewöhnlichen Geräusche zu suchen. Doch er sieht: nichts. Wo kam das her? Das konnte nicht natürlichen Ursprungs sein. Schnell schlüpft er in seine Hose. Wo waren seine Schuhe? Plötzlich war es wieder ganz still in seiner Wohnung. Hatte er sich das alles nur eingebildet? Hatte er etwa geträumt?
Unter der Kommode im Flur findet er endlich seine Stiefel, streift gewissenhaft seine Galoschen über, um die kostbaren Schuhe vor dem Pferdedung auf den Straßen zu schützen, und stürzt aufgeregt aus dem Haus. Vorbei an Pferden, Karren und Gerümpel. Das ganze Scheunenviertel scheint in Bewegung zu sein. Er hatte also nicht geträumt! Und schon hört er wieder diese seltsamen Geräusche. Am Ende der Steinstraße sieht er Matthias rennen. Eilig folgt er seinem Freund aus dem Nachbarhaus zur Quelle des Aufruhrs. Und bleibt wie angewurzelt stehen. Er hatte schon einmal ein Bild in einer Zeitung gesehen. Aber dass sie so groß sein würde? Fritz sieht das erste Mal in seinem Leben eine elektrische Tram. Er kommt aus dem Staunen nicht heraus. Dass Menschen so etwas schaffen konnten! Es geht ihm einfach nicht in den Kopf. Die große Maschine zischt und kommt langsam an der Rosenthaler Straße zum Stehen. Was würde er dafür geben, mitzufahren! Doch das kann er sich unmöglich leisten. Die Tram fährt an – und Fritz blickt ihr lange wehmütig hinterher. Die Nachbarn haben sich in einer Menschentraube versammelt und stecken die Köpfe zusammen, fachsimpeln über das kleine Wunder, das sie eben gesehen hatten.
Fritz hört nur mit halbem Ohr zu, er träumt von sich als Stellmacher und noch wagemutiger: als Lokführer. Er ist wieder hellwach, als nach kurzer Zeit schnaufend die nächste Tram einfährt! Ob die Leute jetzt jedes Mal klatschen würden? Fritz würde es verstehen. Aus der Traube lösen sich einige glückliche Fahrgäste, und, er kann es kaum fassen, selbst der kleine Matthias steigt in den Wagen! Fritz wird blass vor Neid. Doch er freut sich schon darauf, später in der Mulackstraße aus erster Hand zu erfahren, wie sich das angefühlt hat. Und dann hört er ein vertrautes Pfeifen. Fritz kann sein Glück kaum fassen. Matthias winkt ihn eilig zu sich – und zieht ihn klammheimlich zu sich in den Wagen! Von diesem Erlebnis träumt Fritz von nun an jede Nacht – und jedes Mal stiehlt sich dann ein glückseliges Lächeln auf sein Gesicht.